LICHT- & MEDIENKUNSTFESTIVAL

Ein Wochenende der Farben und Illusionen auf dem Kieler Ostufer! Am 15. und 16. September findet zum dritten Mal das Licht- & Medienkunstfestival „Illustratio“ in Neumühlen-Dietrichsdorf statt. Die Paul-Gerhardt-Kirche, der Ivenspark und der Wasserturm werden zu Leinwänden für sowohl lokale als auch internationale Künstler*innen, die den Besucher*innen einzigartige visuelle und auditive Erlebnisse bieten.

WASSERTURM

Am Wasserturm wird eine 3D-Video-Mapping-Show präsentiert. (Inter-) nationale Künstler*innen konnten über eine öffentliche Ausschreibung ihre Animationen mit abgestimmtem Sounddesign einreichen. Die 3 besten Beiträge wurden durch eine Jury ausgewählt. Sie werden an beiden Veranstaltungstagen im Rahmen sich wiederholender Shows zwischen 21 und 24 Uhr gezeigt.

Die Gewinner der Jurysitzung sind:

Pavee – Thailand
– Unidentified Object

Rodar Studio – Chile
– Organic Harmony

Kina – Germany
– In U

Programm Freitag 15.09.2023 & Samstag 16.09.2023

20:00 Uhr – 20:30 Uhr: Warm Up

20:30 Uhr – 20:45 Uhr: Show

21:00 Uhr – 21:15 Uhr: Show

21:30 Uhr – 21:45 Uhr: Show

22:00 Uhr – 22:15 Uhr: Show

22:30 Uhr – 22:45 Uhr: Show

23:00 Uhr – 23:15 Uhr: Show

23:30 Uhr – 23:45 Uhr: Show

PAUL-GERHARDT-KIRCHE

Der Altarraum der Kirche wird als „Visual Sound Performance Lab“ genutzt. Hier findet das Live-Programm, die Eröffnungsveranstaltung und das Symposium statt. Das Live-Programm in der Kirche besteht aus Kollaborationen verschiedener Künstler*innen. Visual Artists
gestalten Live Videoprojektionen auf den Altarraum, die in Zusammenarbeit mit Musiker*innen als “Live-Jam” aufgeführt werden. Wir setzen unseren Schwerpunkt dieses Jahr auf akustische Musik, vor allem klassische Musikinstrumente, um die allgegenwärtige Verbindung zwischen analog und digital künstlerisch zu interpretieren. Zudem wird eine Tanzperformance in Kombination mit Visual Art gezeigt.

Programm Freitag 15.09.2023

Eröffnungsveranstaltung

Zum Auftakt von Illustratio 2023 findet dieses Jahr eine offizielle Eröffnung mit Begrüßung der Projektverantwortlichen und Unterstützer*innen der Veranstaltung statt. Außerdem wird die Veranstaltung offiziell mit einem 3D-Videomapping des Künstlers Benjamin Rachfahl auf den Altarraum der Kirche eröffnet.

Künstlerisches Live-Programm

+-4 ist ein neues experimentelles Jamsession-Kollektiv aus Kiel, das aus dem Labor für Klang und Raum hervorgegangen ist. Die Besetzung ist – ganz wie der Name es verspricht – variabel und schließt analoge Instrumente ebenso wie digitale Medien ein. Das aktuelle Team setzt sich zusammen aus Emilie Schmidt (Geige und akustische Artefakte), Philipp Broda (Saxophon, Live-Electronics), Steffen Prochnow (Live-Electronics) und Kalle Spielvogel (Visuals).

Website Labor für Klang und Raum:
www.emilie-schmidt.eu/00labor.html

Der Ausgangspunkt der Arbeit von Kalle Spielvogel sind visuelle Elemente aus der Natur, die als Inspiration dienen. Natürliche Elemente werden abstrakt und verfremdet dargestellt, wodurch neue organisch anmutende Strukturen entstehen. Die neuen Bildwelten wirken einerseits vertraut, andererseits jedoch auch ungewohnt und surreal. Wie eigene Mikrokosmen bieten sie in Verbindung mit der experimentellen Musik einen Einblick in eigene fiktive Welten. Eine Symbiose zwischen Klängen und visuellen Darstellungen.

Die Performance von “Nachtschimmer” ist eine Verschmelzung aus Echtzeit-3D-Mapping, Tanz und Musik. Die Projektionen reagieren in Echtzeit auf die professionellen Tänzerinnen, ein interaktives Zusammenspiel zwischen Tanz und Algorithmen beginnt. Anschließend können die Projektionen vom Publikum selbst ausprobiert werden.

Beteiligte Künstler*innen:
Realtimemapping – Studio hopemeister
Musik – Momen Shaweesh
Tanz – SueKi Yee
Tanz & Regie – Hanna-Lina Hutzfeldt-Franzke
Sueki Yee – Tanz
Sönke Rammert – Licht

Heiko Heidemeyer begann seine Karriere mit elektronischer Musik und erweiterte sein Repertoire mit beeindruckenden Lasershows und musizierte auch mit seiner Laserharfe. Mit VJing Performances, die er auch in der Kunstszene präsentierte, erweiterte er seinen Horizont.

Bei Saadiko Music geht es darum, in die Tiefe der Seele einzutauchen und Emotionen zu wecken. Der Sound ist experimentell und setzt sich aus spirituellen und harmonischen Klängen zusammen, in der sich Herz und Partyculture mischen. Gespielt werden Ancestry Roots, Indie & Breakbeats, HipHop, Reggae. Allerdings mit internationalen und afro-arabischen Akzenten mit Hangdrum & Percussion.

Programm Samstag 16.09.2023

Symposium "Die Zukunft der Kunst"

Eine Vortragsreihe verschiedener Referent*innen über die Einflüsse der zunehmenden technischen Möglichkeiten in der Kunst. Insbesondere die Bedeutung von „Künstlicher Intelligenz“ wird in diesem Kontext diskutiert. Außerdem wird gemeinsam mit dem Publikum live „KI-Kunst“ generiert.
Moderation: Dennis Przytarski

Ulrike Aumüller ist Teil von “AI2Entrepreneurship – AI-Assisted Entrepreneurship Education and Development”- einem aktuellen Forschungsprojekt der Fachhochschule Kiel. Ziel ist eine Potenzialanalyse von Werkzeugen für die KI-gestützte Werkzeuge, die Gründer*innen unterstützen können. In ihrem Vortrag “KI und Kreativität” spricht Ulrike Aumüller über die generelle Funktion von KI-Modellen, dem Blick “Kreativer” auf das Thema KI und beschäftigt sich mit der Frage, ob KI kreativ sein kann. Dieser Vortrag dient als Einstieg in das Thema “Künstliche Intelligenz” im künstlerischen / kreativen Bereich.

Timo Milke stellt seine aktuellen Arbeiten der Serie “Love Exposure” vor. Die Motivfindung erfolgt als digitale Collage, in der Versatzstücke KI-generierter Bildinhalte in Beziehung zueinander gesetzt werden. Die Umsetzung der so entstandenen Szenen erfolgt als Kallitypie, in der diese nach historischen fotografischen Verfahren unter Sonnenlicht zum Leben erweckt werden. Inhalt und Formsprache mäandern zwischen der Tradition des Symbolismus und hoch subjektiven Räumen. Die Präsentation der Kunst von Timo Milke soll den Besucher*innen einen Eindruck vermitteln, wie der praktische Umgang mit KI im künstlerischen Kontext aussehen kann.

www.timomilke.de

Walter Benjamin meinte, die Aura von Kunstwerken, ihre Unmittelbarkeit im Hier und Jetzt, würde durch ihre technische Reproduzierbarkeit liquidiert, das heißt ‚verflüssigt‘, zerstört bis zur Selbstauflösung – Beispiel: visuelle Kunstwerke und ihre Vervielfachung durch Foto und Film, letztlich ihr Übergang in die Techniken des Bewegtbildes. Inzwischen sind visuelle Werke nicht mehr nur technisch reproduzierbar, sondern durch KI produzierbar, was den Auraverlust in der Kunst auf die Spitze treiben müsste. Was interessiert uns dann daran noch?

Aus psychoanalytischer Sicht sind visuelle Werke immer auch Gegenstände für Projektionen, das heißt an ihnen wird Eigenes, das unbewusst ist, als von außen kommend erfahrbar. Die Entfremdung vom Selbst und vom Nebenmenschen, vom eigenen Spiegelbild, vom Verwurzeltsein in einer Tradition, die Deterritorialisierung vom Hier und Jetzt, die bei Benjamin diagnostiziert wird – all das bildet nur die Spitze einer Entfremdung, die immer schon dagewesenen ist, heute aber durch eine Dynamik globalen Ausmaßes beschleunigt wird: Mensch sein heißt, dieser Entfremdung auf den Grund zu gehen. Visuelle Werke können Medien einer solchen Selbstanalyse sein, der Analyse von Selbstentwürfen, in denen das individuelle und gesellschaftliche Unbewusste in anderer Form zum Subjekt zurückkehrt. Wolfram Bergande bezieht sich in diesem Vortrag insbesondere auf die gezeigten Arbeiten des Künstlers Timo Milke.

Über den Referenten:

Wolfram Bergande ist Philosoph (Dr. phil., M.A.) und Psychologe (M.A.). Seine Forschungsschwerpunkte sind Kunst- und Kulturphilosophie, Wirtschaftsethik und Anthropologie.
Seit 2019 ist er Dozent für Philosophie am Institut für Klassische Philologie und Philosophie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, an der Internationalen Sommeruniversität der Freien Universität Berlin sowie an der Fakultät Gestaltung der Hochschule für Künste Bremen. Davor hat er lange Jahre am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin unterrichtet sowie an der Fakultät Gestaltung der Universität der Künste Berlin. Von 2011 bis 2018 war er Juniorprofessur für Ästhetik und Sprecher des Promotionsstudiengangs Kunst/Design an der Bauhaus-Universität Weimar.

Dennis Przytarski und Colin Kavanagh zeigen live Möglichkeiten mit KI künstlerisch zu experimentieren. Im Dialog mit dem Publikum wird die KI mit Informationen gefüttert, die unmittelbar einen künstlerischen Output generiert. Die Anwendung von KI im kreativen Bereich soll dem Publikum auf diese Weise vorgestellt werden. Darüber, ob das Entstandene sich ”Kunst” nennen darf oder zu welchen Bedingungen, wird im Anschluss bei der Podiumsdiskussion gesprochen.

Über die Referenten:

Dennis Przytarski ist Mitgründer der Kreativagentur HoloNative mit Fokus auf Augmented Reality, Virtual Reality und Künstliche Intelligenz. Als studierter Medienkonzeptionist und selbsternannter Creative Technologist erstellt er neuartige Konzepte und teilt seine Erkenntnisse mit Fachpublikum sowie gemeinnützig mit Personenkreisen ohne spezifische Vorkenntnisse. Nebenbei arbeitet er im von der Staatskanzlei Schleswig-Holstein geförderten Projekt AI2Entrepreneur, in dem er Gründungsinteressierten und jungen Startups KI-Tools näherbringt. Außerdem engagiert er sich als Vorstandsmitglied des Vereins „Gesellschaft für Immersive Medien Schleswig-Holstein e.V.“, den er ebenfalls mitgründete und aufbaute, um die AR/VR-Szene im Land zwischen den Meeren zu vernetzen und die Technologien dort voranzubringen.

Colin Kavanagh, studierter Mediendesigner und Programmierer, ist Mitgründer der Kreativagentur HoloNative, spezialisiert auf Augmented Reality, Virtual Reality und KI. Im AI2Entrepreneur-Projekt bringt er Start-ups KI-Tools näher. Als Mitinitiator der „Gesellschaft für Immersive Medien“ setzt er sich für die Vernetzung und Weiterentwicklung der AR/VR-Technologien in Schleswig-Holstein und Baltikum ein. Während seines Studiums erforschte er aktuelle Medienphänomene wie AR, VR und KI, sowohl hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft als auch in Bezug auf ihre technische Struktur. Als kreativer Technologe entwirft er innovative Konzepte und gibt sein KI-Wissen in medienpädagogischen Workshops, wie dem „Deepfake Detective“, sowie in Vorträgen, Podcasts und TV-Auftritten weiter.

An der Podiumsdiskussion nehmen alle Referent*innen des Symposiums. Die Frage, wie sich die Kunst aufgrund der zunehmenden technischen Möglichkeiten vermutlich entwickelt, wird hier nochmals gemeinsam diskutiert. Welche Rolle spielt hierbei die Künstliche Intelligenz? Was ist eigentlich die Essenz von Kunst und kann sie überhaupt von Maschinen ersetzt werden? Wir freuen uns auf einen interessanten und philosophischen Diskurs als Abschluss des Symposiums von Illustratio 2023.

Künstlerisches Live-Programm

Vince ist Visual-Artist und Musiker. Sein Ziel ist es, Bild und Ton zu einem interaktiven Erlebnis zu machen.
Die Bilder und Video-Loops erstellt er selbst. Es handelt sich dabei um digital generierte Körper, Muster und Fraktale. Dafür werden 3D-Programme, Fraktalgenaratoren und Künstliche Intelligenz genutzt, die dann in Echtzeit von den Frequenzen der Musik verändert und/oder zusammengemischt werden. Es fasziniert ihn die Interaktion und Widersprüchlichkeit von Mensch/Natur und Maschine.

Mit E-Gitarre und hybriden Drum Set Ups spielt das Duo aus Pranesh Thapa & Felix Stade eigene Kompositionen und Improvisationen. Inspiriert aus indischer, klassischer Musik und westlichen Einflüssen aus Hip Hop und Fusion Jazz kreieren die Beiden eine Einheit aus der Vielfalt.

Hicham El Madkouri und Saad Alsayed spielen orientalische Musik mit Oud und Hangdrum. Die Oud ist auch bekannt als “arabische Laute” und eines der beliebtesten Instrumente im nahen Osten. Die Hang ist ein mit den Händen gespieltes, melodisch-perkussives Blechklanginstrument. Durch ihre Musik möchten die zwei Musiker die Möglichkeit geben, die Seele vom Alltagsstress zu befreien.

Die Visuals dieser Kollaboration gestaltet der Künstler Timo Milke. Unter dem Eindruck der Musik entstehen surreale Farblandschaften und verspielte Partikelströme.

Die Audiovisuelle Liveperformance von Henny Holländer und Christian Werner Sierra ist eine faszinierende Verbindung von Mathematik, Kunst, Musik und Akustik.

Henny Holländer, Mathematik- und Kunststudentin, zeigt in ihrer Performance die Verschmelzung von Mathematik und Kunst durch visuelle Darstellungen und die Offenlegung von mathematischen Mustern in der Musik.

Christian Werner Sierra, ein Autodidakt in Akustik, Elektrotechnik und Sounddesign, setzt sich intensiv mit Orgelbau, Komposition und religiösen Chorälen auseinander. Deren hybrides Setup und die Sample-Auswahl reflektieren Christians persönliche Auseinandersetzung mit der Kirche.

Beide Künstler*innen sind als Residents im Luna Club in Kiel fest etabliert und bringen ihre Erfahrung als DJs und ihre Liebe zur Musik in diese Performance ein. Diese Veranstaltung bietet nicht nur ein visuelles und akustisches Erlebnis, sondern auch eine Reise durch Raum und Zeit, die das Publikum in den Bann zieht.

Installation auf dem Kirchenvorplatz

Die Natur ist von Zyklen geprägt, die Ruhe und Dynamik ausbalancieren. Im Frühling erwacht die Natur, bringt neues Leben hervor, voller Bewegung und Veränderung. Zum Winter hin, tritt dann wieder die Ruhephase ein. Alles wird langsamer und scheint still zu stehen. Doch auch während dieser vermeintlichen Stille arbeitet die Natur weiter. Es ist die Zeit der Regeneration und Vorbereitung auf den nächsten Zyklus.

Organische Lichtstrukturen, gefangen in einem Würfel. Ursprünglich in ihrer Starre ruhend, beginnen sie allmählich ihre dynamik zu entfalten. Es ist zu beobachten, wie sich Strukturen im Inneren des Würfels ausbreiten und den gesamten künstlich geschaffenen Raum einnehmen. Die Lichtstruktur verlangsamt sich allmählich, kommt vollständig zum Stillstand und erlischt. Anschließend beginnt der Zyklus vom neuen.

Die Installation läuft durchgängig an beiden Veranstaltungstagen von 20 bis 24 Uhr.

IVENSPARK

Der Ivenspark wird durch eine transmediale Installation inszeniert, welche im Rahmen einer Kollaboration von 5 Künstler*innen entwickelt wurde. Auf hierfür konstruierte Projektionsflächen werden experimentelle Videoinhalte projiziert, die mit einem Sounddesign untermalt werden. Die Installation läuft durchgängig an beiden Veranstaltungstagen von 20 bis 24 Uhr.

Beteiligte Künstler*innen:
Art Direction: Benjamin Rachfahl
Visuals: Charlotte Bach
Sound: Joy Dorany, Michael Hawelka
Komposition der Projektionsflächen: Katharina Fischer